Vom Rekrutenschwund, von Träumen, jahrtausende alter Geschichte, von Überraschungen und erneut von nassen Stiefeln- aufgezeichnet von Skodek, Rekrutenbeauftragter.
Auch diese Nacht verbrachten wir also in der Obhut der Elben, doch hätte der Unterschied zu den weichen Betten Bruchtals kaum größer sein können. Die Kleidung noch feucht vom Regen, unter uns der Steinboden einer verfallenden Ruine, über uns der Sternenhimmel. Die Rekruten, solches Lager noch nicht gewöhnt, schliefen schlecht und brauchten länger, um sich reisebereit zu machen:
Varkalt etwa weigerte sich gar sein Lager überhaupt zu verlassen, so dass wir schließlich ohne ihn loszogen. Die Elben würde schon wissen, wie mit ihm am besten zu verfahren sei.
Auch Herr Feurigomur war erst nach Sonnenaufgang zu wecken und erst zur Weiterreise zu überreden, als er erfuhr, dass einige Zeit zuvor auf wundersame Weise seine in Bruchtal vergessenen Materialien über einen weiteren Reisenden ihren Weg zu uns gefunden hatten und der Fürst sie gegen eine geringe Entschädigung hatte auslösen können. Wundersam.
Die gewählte Route sollte einer ehemals prächtigen Elbenstraße und weiter dem Sirannon folgen und wir hofften diese ohne große Zwischenfälle passieren zu können: die Elben hatten uns vor Feinden in den entlegeneren Teilen der Wildnis Eregions gewarnt.
Das Sonnenlicht erhellte Barazinbar und Zirak-Zigil in der Ferne, unser Ziel und Sehnsuchtsort eines jeden Langbarts.
Wir ritten lange durch das mit Elbenruinen durchsetzte Eregion, einst ein großes Reich, nun verlassen und bis auf die steinernen Zeugnisse vergessen. Auch Feinde konnten wir nur aus der Ferne wahrnehmen und sie umgehen.
Schließlich änderte sich das Gestein unter unseren Füßen, wir passierten die Ausläufer des Rothorns, eine Kuppe, auf der offensichtlich einst ein Brand gewütet hatte (ich vermute Reisende, die das Feuer nicht unter Kontrolle hatten).
Zu unserer Überraschung war der Lauf des Sirannon ausgetrocknet, doch wir folgten ihm weiter, Richtung Moria. Unsere Herzen schlugen höher und wir träumten von Khazad-dûm und seinen Reichtümern. Auf einer kurzen Rast, die von wildem Honig versüßt wurde, trafen wir auf eine weitere Wanderin in diesem verlassenen Landstrich.
Eine Elbenmaid grüßte uns und es wurden ein paar freundliche Worte unter Reisenden gewechselt.
Und weiter ging die Reise, dem Klagen des Bequemlichkeiten gewohnten Rekruten zum Trotz. Wir erreichten einen kleinen Außenposten von wo aus wir den Rekruten mit der eisernen Garnison den Weg voraus gen Moria sandten, nicht ohne eine Ansprache, die dem Ereignis angemessen war.
Schließlich stürmten auch wir Richtung lange verlorener Heimat, immer die Anhöhe hinauf, der Zwergenstraße folgend.
Offensichtlich lag nach der Rückeroberung Morias viel Arbeit vor uns, das Ablassen des Sees, Reinigen der Felswände. Die Idee die Rekruten diese Aufgabe mit Zahnbürsten durchführen zu lassen wurde verworfen. Zahnbürsten sind teuer.
Nach einer unsanften Landung meinerseits in der schleimigen Brühe entschlossen wir uns den Tümpel zu umrunden. Während der Barde Quendolie uns Schauergeschichten, offensichtlich von seiner Großmutter stammend, von Tentakelmonstern (!) erzählte, erreichten wir schließlich die andere Seite.
Nach dieser Entdeckung folgten wir den nun ziemlich deutlichen Spuren zum Eingang, wo Teilnehmer der Zwergenexpedition warteten. Wir fanden auch unseren Rekruten wohlbehalten unter ihnen.
Und so betraten wir, endlich, Khazad-dûm!
Wir wurden von der Zwergenschar warm willkommen geheißen. Viel Arbeit steht noch bevor, aber wir sind Zwerge!
Herr Feurigomur machte sich natürlich gleich beliebt indem er ein kleines Ungezieferproblem auf seine Art löste.
Unsere erste Nacht in Moria steht bevor!